Volldampf voraus! Warum die Flottenparade am 1. Mai für mich Gänsehaut pur ist

Stellt euch vor, ihr steht an der Elbe.
Es ist warm, ihr habt ein Eis in der Hand und plötzlich hört ihr es. Dieses tiefe, durchdringende Röhren, das man im Magen spürt. Und dann noch eins. Und noch eins.
Nein, das ist kein Elbmonster (obwohl, wer weiß?), das ist der Sound von Dresden am 1. Mai.
Jedes Jahr zum Feiertag findet hier die große Flottenparade der Sächsischen Dampfschifffahrt statt. Und ich sags euch gleich: Wenn ihr Technik-Nerds seid oder einfach nur auf alte Sachen steht, die Krach machen und rauchen, dann ist das euer Himmel auf Erden.

Ich war dieses Jahr natürlich wieder dabei. Hier ist mein Bericht aus der ersten Reihe (mit leichtem Sonnenbrand, autsch).

Die „Weiße Flotte“: Ein schwimmendes Museum

Man vergisst das als Dresdner ja manchmal, weil die Dinger ständig rumschippern, aber wir haben hier die älteste und größte Raddampferflotte der Welt.Das sind keine modernen Diesel-Pötte. Das sind echte historische Maschinen, teilweise über 100 Jahre alt, die noch mit Dampfmaschinen angetrieben werden. Man sieht an der Seite die riesigen Schaufelräder ins Wasser klatschen.Am 1. Mai formieren sich alle neun historischen Dampfer (und zwei moderne Salonschiffe, die dürfen auch mitspielen) am Terrassenufer. Und wenn die dann alle gleichzeitig ihre Pfeifen betätigen… Leute, das ist Gänsepelle pur. Da vibriert die ganze Altstadt.

Der Kampf um den besten Platz

Jetzt kommt aber der Haken an der Sache: Ganz Dresden will das sehen.
Das Terrassenufer unterhalb der Brühlschen Terrasse ist am Vormittag proppenvoll. Man steht da wie die Ölsardinen.
Wer also entspannt gucken will, sollte nicht direkt am Startpunkt stehen.

Mein Geheimtipp:
Schnappt euch das Rad (hatten wir ja im letzten Artikel schon!) und fahrt ein Stück flussaufwärts Richtung Albertbrücke oder noch weiter zu den Elbschlössern.
Die Parade fährt nämlich vom Zentrum bis nach Pillnitz und wieder zurück.
Auf der Albertbrücke hat man einen mega Blick von oben, wenn die Schiffe in Reih und Glied unter einem durchfahren. Das ist der Shot für Instagram, glaubt mir.Ich stand diesmal am Königsufer auf der Wiese. Da kann man sich mit ner Decke hinlegen, den Dampfern zuwinken (und ja, die Passagiere winken wie verrückt zurück, das ist so ein ungeschriebenes Gesetz) und entspannt sein Bierchen zischen, ohne dass einem jemand auf die Füße tritt.

Live-Musik an Bord und Jazz im Blut

Was ich an der Parade so mag, ist die Stimmung. Auf jedem Schiff spielt eine Live-Band. Wenn die Flotte an einem vorbei zieht, hört man so einen Mix aus Dixieland-Jazz, Blasmusik und dem rhythmischen Schlagen der Schaufelräder.
Das ist sowieso der Vorbote für das, was im Mai noch kommt: Das Internationales Dixieland Festival.

Dresden verwandelt sich im Mai gefühlt in New Orleans an der Elbe. Überall Musik, überall gute Laune. Die Dampferparade ist quasi der Startschuss für den „Party-Monat“ Mai.

Lohnt es sich, mitzufahren?

Ich bin ehrlich: Ich bin bei der Parade selbst noch nie auf einem der Schiffe mitgefahren.
Warum?

1. Die Tickets sind schneller weg als warme Semmeln (man muss Monate im Voraus buchen!).
2. Es ist nicht gerade billig.

Aber: Ich hab mir sagen lassen, dass es ein einmaliges Erlebnis sein muss, mittendrin im Konvoi zu sein.

Ich fahre lieber an einem normalen Sommertag mit dem Dampfer nach Pillnitz oder in die Sächsische Schweiz. Da ist es ruhiger und man kann dem Maschinisten unten im offenen Maschinenraum zuschauen, wie er die Pleuelstangen ölt. Das ist Technik zum Anfassen, die mich jedes Mal wieder fasziniert.

Ein Muss für den Kalender

Der 1. Mai in Dresden ist Pflichttermin.Egal ob ihr am Ufer steht, auf einer Brücke oder (ihr Glückspilze) an Bord seid. Diese Mischung aus Barock-Kulisse, Frühling und diesen dampfenden Riesen gibt es so nur hier.
Seid aber rechtzeitig da! Die Parade startet meistens so gegen 10:00 Uhr am Terrassenufer. Wer zu spät kommt, sieht nur noch die Heckwellen.
Habt ihr die Parade schon mal gesehen? Oder findet ihr den Lärm eher nervig?
Ich geh jetzt erstmal mein Gesicht mit Aloe Vera einschmieren, die Sonne am Fluss unterschätzt man nämlich jedes Mal..