Was mir an Dresden manchmal auf die Nerven geht – und warum ich trotzdem bleibe
Ich liebe Dresden. Wirklich.
Aber Liebe heißt nicht, dass man alles gut findet.
Manchmal heißt Liebe auch: Augenrollen, tiefes Durchatmen – und trotzdem bleiben.
Hier sind ein paar Dinge, die mich regelmäßig nerven. Und genau deshalb dazugehören.
Dresden kann unfassbar langsam sein
Nicht alles. Aber vieles.
Genehmigungen, Diskussionen, Entscheidungen – manchmal fühlt es sich an, als würde die Stadt erst mal darüber schlafen.
Oder zwei Nächte.
Oder ein Jahr.
Neue Ideen stoßen oft auf Skepsis.
„Das haben wir noch nie so gemacht“ ist hier kein Satz – das ist ein Lebensgefühl.
Diese ewigen Debatten
Brücken.
Straßen.
Bahnlinien.
Radwege.
In Dresden wird nichts einfach gebaut.
Alles wird diskutiert, zerredet, vertagt, neu diskutiert.
Manchmal denke ich: Wir könnten längst fertig sein – wenn wir einfach mal anfangen würden.
Manchmal ist Dresden… anstrengend still
Nicht immer.
Aber an falschen Abenden.
Du willst spontan was erleben – und merkst:
Viele gehen früh nach Hause.
Vieles endet früh.
Und manches passiert einfach gar nicht.
Berlin ist das nicht.
Und will es auch nicht sein.
Aber ein bisschen mehr Mut zum Spätsein würde Dresden gut stehen.
Die berühmte Dresdner Zurückhaltung
Hier prahlt niemand.
Hier jubelt man leise.
Hier lobt man sparsam.
Das hat Charme – keine Frage.
Aber manchmal wünschte ich mir ein bisschen mehr:
mehr Begeisterung,
mehr Lautstärke,
mehr „Warum eigentlich nicht?“.
Und trotzdem bleibe ich
Weil Dresden ehrlich ist.
Nicht geschniegelt. Nicht aufgesetzt.
Weil man hier Platz zum Atmen hat.
Weil die Elbe beruhigt, wenn der Kopf voll ist.
Weil man nicht ständig das Gefühl hat, mithalten zu müssen.
Dresden schreit nicht: „Schau mich an!“
Dresden sagt eher: „Wenn du willst, bleib.“
Und genau das habe ich getan.
Dresden ist keine Stadt für jeden.
Aber für die, die bleiben, ist sie erstaunlich tief.
Man muss sie aushalten können.
Ihre Pausen.
Ihre Widersprüche.
Ihre Langsamkeit.
Aber wenn man das kann, bekommt man etwas, das selten geworden ist:
Eine Stadt, die nicht dauernd jemand anderes sein will.
Und vielleicht ist genau das ihr größter Vorteil.