Kennt ihr diesen ganz bestimmten Geruch? Dieser Mix aus gebrannten Mandeln, Holzkohlerauch und Glühwein, der einem in die Nase steigt, sobald man die Prager Straße runterläuft? Genau. Es geht wieder los. Der Striezelmarkt macht seine Tore auf und ganz ehrlich: Ich liebe es. Und ich hasse es manchmal auch ein bisschen.
Jedes Jahr nehme ich mir vor, nur einmal hinzugehen. Und jedes Jahr stehe ich dann doch mindestens zweimal die Woche am Altmarkt und friere mir die Finger ab, während ich versuche, den heißen Tassenrand zu finden. Aber Dresden ohne Striezelmarkt ist halt wie ein Fischbrötchen ohne Fisch – macht einfach keinen Sinn.
Da ich hier wohne und das Spektakel nun schon ein paar Jährchen mitmache, dachte ich mir, ich schreib euch mal meine ganz persönlichen Erfahrungen und Tipps zusammen. Denn wenn man ehrlich ist: Die meisten Touristen rennen einfach nur den Massen hinterher. Aber wir wollen ja den echten Zauber, oder?
Warum der 590. Striezelmarkt immer noch der Chef im Ring ist
Man kann ja über Kommerzialisierung meckern wie man will, aber wenn die riesige erzgebirgische Stufenpyramide (übrigens Weltrekord, Leute!) im Dunkeln leuchtet und im Hintergrund die Frauenkirche thront… das macht schon was mit einem. Es ist der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands. Seit 1434 gibt es den schon. Das muss man sich mal reinziehen.
Damals war das nur ein Fleischmarkt für den heiligen Abend. Heute ist es eine Zeltstadt aus Licht.
Aber genau da liegt das Problem. Alle wollen hin.
Wenn ihr am Wochenende kommt, speziell Samstagabend, dann ist das kein Bummeln mehr, sondern ein „Geschoben-Werden“. Mein Tipp: Geht unter der Woche. Dienstag oder Mittwoch so gegen 20 Uhr. Da sind die Tagestouristen meistens schon wieder im Bus und die Dresdner sind unter sich. Die Stimmung ist dann viel entspannter und man muss nicht 20 Minuten für eine Bratwurst anstehen.
Kulinarik jenseits der Standard-Bratwurst
Klar, eine Thüringer Rostbratwurst gehört dazu. Aber der Striezelmarkt hat kulinarisch echt mehr drauf.
Mein absoluter Favorit: Sucht euch die Bude mit dem Rahmklecks. Das ist so ein handbrot-artiges Teil, gefüllt mit Schinken und Käse oder Pilzen, frisch aus dem Ofen. Sättigt ungemein und wärmt die Hände.
Und natürlich: Der Dresdner Christstollen.
Bitte, tut mir einen Gefallen. Kauft den nicht im Supermarkt. Geht zu den Ständen der lokalen Bäcker auf dem Markt. Achtet auf das goldene Reiter-Siegel. Ja, der ist nicht billig. Aber ein echter, handwerklicher Stollen schmeckt einfach anders. Saftiger. Butteriger. Ich kauf mir meistens nur ein kleines Stück zum Probieren und nehme dann einen ganzen für die Familie mit (oder esse ihn heimlich alleine, haha).
Was den Glühwein angeht: Es gibt unzählige Stände. Ich mag den Winzerglühwein von den Ständen am Rand Richtung Kreuzkirche am liebsten. Der schmeckt nicht so nach reinem Zuckerwasser und gibt auch am nächsten Morgen keinen Schädel. Kleiner Geheimtipp am Rande: Probiert mal Glühbier. Klingt pervers, ist aber erstaunlich lecker, wenn man es mal etwas herber mag.
Die Sache mit dem Pflaumentoffel
Habt ihr euch mal diese kleinen Männchen aus Backpflaumen genauer angeschaut? Die Pflaumentoffel?
Viele finden die ja einfach nur niedlich. Aber eigentlich ist die Geschichte dahinter ziemlich traurig und spannend zugleich. Das waren früher Waisenkinder, die in die engen Kamine klettern mussten, um die sauber zu machen. Deswegen der Zylinder und die Leiter.
Heute sind sie glücklicherweise nur noch Glücksbringer. Ich kauf mir jedes Jahr einen neuen. Man sagt, die bringen Glück fürs nächste Jahr. Und bei meinem Glück in letzter Zeit kann ich jede getrocknete Pflaume gebrauchen die hilft!
Es ist das perfekte Mitbringsel, weil es eben typisch Dresden ist und nicht dieser 08/15 China-Plastikkram, den man auf anderen Weihnachtsmärkten oft sieht.
Anreise und Parken (oder: Die Hölle auf Erden vermeiden)
Jetzt mal Butter bei die Fische.
Parken in der Dresdner Innenstadt zur Weihnachtszeit ist Krieg.
Ich mein das ernst. Versucht gar nicht erst, ins Parkhaus der Altmarkt-Galerie zu fahren, außer ihr steht gerne eine Stunde im Stau im Parkhaus.
Mein Rat als Local:
Nutzt die P+R Plätze am Stadtrand. In Kaditz oder in Prohlis. Die Straßenbahnen der DVB fahren im Minutentakt direkt zum Altmarkt oder Postplatz. Das ist stressfreier, günstiger und man kann schon in der Bahn den ersten Schluck aus der Pulle… äh, ich meine, die Vorfreude genießen. Wer unbedingt mit dem Auto rein muss: Parkt unter der Semperoper oder am Kongresszentrum und lauft über die Brücke. Der Blick auf die beleuchtete Altstadt ist den Fußweg sowieso wert.
Lasst euch treiben… 🙂
Der Striezelmarkt ist riesig und laut und voll. Aber er ist auch wunderschön.
Nehmt euch nicht zu viel vor. Schaut euch den Schwibbogen am Eingang an, fahrt vielleicht eine Runde Riesenrad (mega Aussicht über die Buden!) und lasst euch einfach treiben.
Und wenn es euch am Altmarkt doch zu viel wird: Der Mittelalter-Weihnachtsmarkt im Stallhof ist direkt um die Ecke und atmosphärisch vielleicht sogar noch ein bisschen cooler, weil ruhiger und ohne elektrische Beleuchtung. Aber dazu schreib ich vielleicht im nächsten Artikel mehr, wenn ihr Bock drauf habt.
Wie siehts bei euch aus? Seid ihr Team „Glühwein rot“ oder „Glühwein weiß“? Und habt ihr noch einen Geheimtipp für ne gute Bude, die ich vielleicht übersehen habe? Schreibt’s mir mal in die Kommentare, ich muss nämlich meine To-Do Liste für dieses Jahr noch füllen.
